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Das Wort der Woche

stände oder stünde?
Heißt es „Stände (oder stünde) ich noch mal vor der Wahl, würde ich mich anders entscheiden.“? Antwort: Beide Formen sind richtig, „stände“ ist grammatikalisch allerdings die logischere. Aber der Reihe nach:
Der Konjunktiv II, also die Möglichkeitsform, die ein Geschehen als nicht real darstellt, wird vom Verbstamm des Präteritums (der einfachen Vergangenheitsform: stand) abgeleitet; im Unterschied dazu wird der Konjunktiv I vom Präsensstamm des Verbs abgeleitet (stehe).

Diejenigen Verben, deren Stamm in der einfachen Vergangenheitsform einen dunklen Vokal (a, o oder u, hier: stand) enthalten, bilden den Konjunktiv II in der Regel mit den entsprechenden Umlauten ä, ö, ü:
(ich/man) singe – sang – sänge, gieße – goss – gösse, fahre – fuhr – führe.

Nun weisen einige Verben mit dem Vokal a in der Stammform des Präteritums jedoch Unregelmäßigkeiten bzw. Doppelformen im Konjunktiv II auf. Dazu gehört „stand“ mit den Konjunktivformen stünde oder stände. Der Grund hierfür ist, dass in früheren Sprachstufen des Deutschen die Vergangenheitsform eine andere war als heute (Beisp.: ich warf, aber wir wurfen). Der Stammvokal des Plurals hat sich hier zwar bis heute dem des Singulars angeglichen (es heißt: wir warfen), im Konjunktiv II blieb der umgelautete Vokal der alten pluralischen Form jedoch erhalten. So heißt es heute: ich warf – würfe oder ich starb – stürbe. Wie im genannten Wort der Woche sind daher bei einigen Verben eben zwei Formen möglich (wir helfen – halfen – hälfen oder hülfen). Von sterben, werben und werfen sind sogar nur die nach dem älteren Muster gebildeten Konjunktivformen stürbe, würbe und würfe gebräuchlich.